Chronik
Am 20.Februar 1897 wollten 13 Anwesende zur Wahl schreiten, um den 1. Vorstand für den Boßelverein Kotzenbüll zu ermitteln. Aber schnell wurde man sich einig, dass nur 13 Mann, solch gravierende Aufgabe, wie die Aufstellung von Statuten und die Wahl eines Vorstandes wegen mangelnder Beteiligung vertagt werden musste.
So dass erst am 6. März 1897 unter Mitwirkung von 18 Boßelbrüdern der erste Vorstand, sowie die Richtlinen für den Boßelverein Kotzenbüll ins Leben gerufen wurde.
Den 1. Vorsitz übernahm Jan Hamkens für den neuen Boßelverein und mit 20 Pf. Jahresbeitrag hatte man für die damalige Zeit wohl das richtige Maß gefunden, denn schon 1898 hatte man einen Kassenbestand von 9,50 DM, sodass einer Anschaffung von 6 Boßeln, die zur Hälfte in der Kleihörner Gastwirtschaft und im Kirchspielkrug aufbewahrt werden sollten, zugestimmt wurde.
Eine dieser 6 Boßeln wurde dann wohl auch beim ersten schriftilich überlieferten Feldkampf eingesetzt, welchen Kotzenbüll auf 25 Mann gegen Katharinenheerd am 18 Jan. 1900 mit einen Kiek- Ut gewonnen hat.
Am 4. Mai 1902 wurde ein Fahnen- Komitee gewählt, die für bewilligte 80- 100 DM eine Vereinsfahne nach eigenen Vorstellungen beschaffen sollte.
Um den Weihakt von der neuen Fahne in einem würdigen Rahmen feiern zu können, wurde von der Boßelversammlung 10 DM für die Bewirtung der Damen bewilligt. Sehr interessant zur damaligen Gründerzeit war, dass abhalten von Preis- und Konkurrenzboßeln, wo in immer wieder neu eingeteilten Altersklassen, wie zum Beispiel Altersklasssen bis 30 Jahre, 30-35 Jahre, 35-40 Jahre und über 40 Jahre geboßelt wurde und wo nur 3 Preise pro Gruppe verteilt wurden.
Vielleicht gab es auch schon in den Gründerjahren eine zu geringe Beteiligung an Preisverteilungen des Festkommerse, weil für diese Zeit zwischen 19 Uhr un 20 Uhr mit Kaffee und Konfekt für Damen und 30 Liter Freibier für die Herren geworben wurde.
1909 wird dem Verein ein Pokal durch die Familie Römer gestiftet, den man zur damaligen Zeit schon mit 600 DM gegen Diebstahl und Brand versicherte. Heute beträgt die Versicherungssumme für den Pokal fast das zehnfache. Schon 1932 wurde dieser Pokal in der Lüch-op Zeitung schon als etwas besonderes dargestellt.
1913 wird eine Herausforderung des Boßelverein Rendsburg auf 12 Boßler angenommen. Aber zwischen unseren Boßeltrophäen hängt schon eine gewonnene Boßel aus dem Jahre 1902, sodass gegen den Boßelverien Rendsburg doch mehrfach geboßelt wurde.
1914 wurde festgelegt, dass generell am 1. Sonnenabend im Jahr die Generalversammlung abzuhalten ist. Diese Regelung hat bis heute noch Bestand.
Der 1. Weltkrieg ließ bekanntlich nicht nur in Kotzenbüll das Vereinsleben ruhen.
Aber 1919 wurden die Aktivitäten wieder aufgenommen.
So großzügig auch in den Gründerjahren mit Freibier und Konfekt gehandhabt wurde, um so schwieriger war auch die Zeit in den 20er Jahren für den Verein wo die Beiträge von 3,50 DM auf 100 DM schnellten und trotzdem den Boßlern die Einschränkung auferlegt wurde,nur noch einer Dame den Einlass zum Boßelball zu gewähren. Diese Einschränkung ist daher entstanden, weil die Damen vorher immer freien Eintritt geniessen konnten.
Es kam in dieser schlechten Zeit der deutschen Währungsform sogar zur Einstellung aller Aktivitäten für ein Jahr. Nur noch der Vorstand hielt die geschäftlichen Aufgaben weiterhin aufrecht.
Aber Ende der 20.Jahre stellte sich ein normales Vereinsleben für den Boßelverein wieder ein.
Eine herausragende Persönlichkeit der 20. Jahre war der 1. Vorsitzende Jacob Hamkens, der in dieser schweren Zeit von 1920-1934 den Verein über 14 Jahre zusammenhalten konnte.
Ein Vorsitzender, der seine Aufgabe nicht nur in repräsentvie Arbeit sah.
In Zusammenarbeit mit Friedrich Wilhems aus Tönning verfaßte er 1921 ein Brief, der im Umlauf gebracht wurde und für die Gründung des Unterverband Eiderstedt sorgte. Sein spontanes Handeln, läßt sich heute noch bestätigen. So kann unser Ehrenvorsitzender Hans Green über ihn berichten, dass ihm Jacob Hamkens nach einem verunglückten Wurf, der nicht weiter als ein Graben breit war, eine Boßel beim Preisboßeln überreichten, dass derartige Leistungen nicht wieder vorkommen sollten.
1934 wurde Jacob Hamkens Bürgermeister von Kotzenbüll und als sein Nachfolger wurde Walter Thomsen gewählt, aber nicht mehr als Vorsitzender, sondern zum Vereinsleiter, wie üblich zu dieser Zeit.
Leider sagen die alten Protokolle über die 30er Jahre nicht viel aus. Aber auch in den 30er Jahren verfügte der Boßelverein über eine Anzahl guter Boßler, die sich mit ihren Leistungen zwischen 60-70m einen guten Namen in Eiderstedt machten.
Mit dem 50 jährigen Bestehen des Vereins wurde die Vereinsarbeit nach 8 jähriger Pause durch den 2. Weltkrieg wieder aufgenommen. Fritz Eller als 1. Vorsitzender sorgte mit seinem Einsatz für die Wiederaufnahme der Boßelei in Kotzenbüll. Leider aus gesundheitlichen Gründen nur 4 Jahre. Nach bewegter Rücktrittserklärung wurde lt. Protokoll noch bis tief in der Nacht Abschied gefeiert.
1948 mussten in Folge eines milden Winters alle Feldkämpfe abgesagt werden.
Von 1951- 1961 übernahm Ch. Thomsen die Verantwortung über den Verein.
In den fünfziger Jahren nahmen die Aktivitäten doch merklich zu. Erstmals wurde lt. Protokoll ein festes Übungsboßeln angesetzt,, dass alle 14 Tage im Wechsel auf Kleihörn und an der Mühle in Thomsens Fenne durch zuführen war. Man gönnte sich zum Boßelfest, welches als Kaffeetafel oder als Festball zur Auswahl stand ein Theaterstück, das von Kotzenbüller Laienspieler auf zuführen war. 1953 war in Büsum das Hollandtreffen, wo 2 Eiderstedter- Mannschaften an den Stadt gingen. Hier wurde unser Verein durch Fritz Haberkorn als Boßler aus Kotzenbüll vertreten. Fritz Haberkorn war aber nicht nur bei überregionalen Veranstaltungen für den Verein aktiv, sondern hat mit seinen Tätigkeiten im Vorstand, das Vereinsleben vom Boßelverein Kotzenbüll in den 50er Jahren spürbar mit geprägt.
Mit Würfen um die 70m Marke, war er über Jahre hinweg das Aushängeschilder der Kotzenbüller-Boßler.
Als Schulmeister hatte er die idealen Möglichkeiten, den Kotzenbüller Jungs das Boßeln beizubringen. Der glückliche Zustand, schon damals einen Sportplatz zubesitzen, erwies sich als sehr positiv, denn in fast allen Turnstunden stand das Boßeln auf dem Lehrplan.
Wenn auch noch bei so manchem seiner ehemaligen Schüler, bei dem Namen Haberkorn ein kribbeliges Gefühl am Allerwertesten hervor gerufen wird, werden wohl alle aus der damaligen Schulzeit in Fritz Haberkorn den Wegbereiter zum Boßelsport gefunden haben.
Bis zu dieser Zeit wurden noch alle wichtigen Entscheidungen im Wechsel zwischen den beiden vorhandenen Lokalen auf Kleihörn und in Kotzenbüll entschieden, was mit Sicherheit für den Tagesordnungspunkt, der meisten nach dem Punkt Verschiedenes folgt, zu dieser Zeit noch von großer Bedeutung war.
Leider wurde der Betrieb in der Kleihörner Gastwirtschaft eingestellt, wo durch auch ein wenig das Vereinsleben leiden musste.
In den 60er Jahren wurde es ein wenig lauter im Verein. Luden Koch hatte die Herrschaft des Vereins übernommenn. Etwas lauter und auch etwas diktatorischer lenkte er über 8 Jahre das Geschehen um das Kotzenbüller Boßlen.
Dieses bewirkte natürlich auch, dass man über die Vereinsgrenzen hinaus, schon mehr aufsehen erregte. Aber nicht nur Sprüche, sondern auch durch Leistungen machte man auf sich aufmerksam. Mit seinem Sohn Jens hatte man einen Boßler in den eigenen Reihen, der mit Würfen an die 80m Marke von sich Reden machte. Unvergessen für die älteren Boßler unter uns, sind Jens seine wiegenden Konzentrationsbewegungen vor dem Boßelwurf.
Wurden die sechziger Jahre auch nicht immer durch auffallende Leistungen geprägt, so gab es immer wieder Boßler die zeigten das wir noch da sind.
Als einziger Boßler vom K-Bund wurde Detlef Wolf 1963 für einen Großfeldkampf in die Eiderstedter Mannschaft berufen.
1969 übernahm unser heutiger Ehrenvorsitzender Hans Green den Vorsitz im Boßelverein.
Unter seiner Leitung feierten die Kotzenbüller Boßler 1972 das 75 jährige Bestehen vom Boßelverein Kotzenbüll. Eine Veranstaltung, die mit großen Aufwand durch Anbaumaßnahmen an unser damaliges Vereinslokal, dem Kirchspielkrug hergerichtet wurde. Noch heute muß man überlegen, ob nun das Auf- und Abbauen der Höhepunkt des 75 jähriges Bestehen war, oder der offizielle Festakt.
Aber Filmaterial von dieser Veranstaltung bestätigt, dass Kotzenbüll damals das 75 jährige Jubilläum im großen und würdigen Rahmen, unter der Leitung von Hans Green gefeiert hat.
In den 70er Jahren kamen weitere Herausforderungen auf den Verein zu.
Das traditonelle Vereinslokal stand den Boßlern nach einigen Unstimmigkeiten nicht mehr zur Verfügung und so musste der Verein eine zeitlang unter beschwerlichen Bedingungen an verschiedene Orte das Vereinsgeschehen verwirklichen. Bis 1977 unter Mithilfe vieler Boßler und der Regie von Hans Green das Gemeindehaus enstand, dass für den Boßelverein Kotzenbüll zur neuen Bleibe wurde. Mit dem neuen Vereinslokal brach auch eine Zeit ein, der diesen kleinen Verein weit über die Vereinsgrenzen hinaus ins Gespräch brachte.
Die gute Jugendarbeit, sowie ein gesunder Ehrgeiz sorgten dafür, dass eine ware Leistungsexplosion im Kotzenbüller Verein entstand.
Der Vereinsrekord von 239m, aufgestellt im Jahre 1974 wurde bis heute auf 268m geschraubt, der zur Zeit im Besitz von Ingo Fedders ist.
Aber auch weitere persönliche Bestleistungen wie die 262m von Rolf Peters, die 261m von Hans Wolff und die 255m von Torsten und Jürgen Gebert sprechen eine deutliche Sprache der Entwicklung.
Mit 2 Titeln als Hauptverbandsmeister und ebenfalls 2 Titeln als Unterverbandsmeister war Rolf Peters, der erfolgreichste Boßler der 80er Jahre.
17-mal haben sich Kotzenbüller Boßler für die Schleswig-Holstein Mannschaft zu Europameisterschaften qualifiziert.
Alleine 1984 und 1988 stellte Kotzenbüll mit den Boßler, Rolf Peters, Hans Wolff und Jürgen Gebert 3 Werfer für die 10 er Mannschaft der Schleswig Holsteiner bei den Europameisterschaften im Standboßeln.
Bei einem Vergleichskampf zwischen dem Unterverband Eiderstedt und dem Landesverband Oldenburg 1981 stellte Kotzenbüll 4 Boßler, die alle mit persönlicher Bestleistung die Plätze 1 und 2 in den Männer- und Jugendmannschaften von Eiderstedt belegten.
Rund 50 Wanderpokale konnten Kotzenbüller Boßlergruppen in den letzten 25 Jahren bei Pokaltunieren in Emfang nehmen.
Durch die Teilnahme am Internationalen Boßeln, wurde die Vielseitigkeit des Boßelns auch in Kotzenbüll gefördert. Mit Meistertiteln in Strassen- und Feldboßeln auf Verbands- und Unterverbandsebende sorgten Rolf Peters, Hans Wolff und Torsten Gebert für achtbare Erfolge.
Jedoch große Schlagzeilen gelangen dem Verein im letzten Jahr, wo die 6er Gruppe mit 1367m beim Eiderpokalboßeln ein Mannschaftsergebnis erreichte, was sogar auf Verbandsebene höchstes Leistungsniveau bedeutet.
Sowie mit dem Erfolg von Torsten Geber, der bei den Europameisterschaften in Holland den Titel als Jugendeuropameister gewann und einen Monat später inoffizeller Deutscher Jugendmeister mit einem neuen Landesjugendrekord von 268,50m wurde.
Die Leistungen von Torsten sind nur ein Teilerfolg der guten Jugendarbeit in Kotzenbüll, neben weiteren UV-Meisterschaften und einer Landesjugendmeisterschaft von Torsten, konnten sich auch Olaf Gebert 1989 und Barne Jandt 1992 als Jugendverbandsmeister zusätzliche Jugenderfolge mitbringen.
Einen großen Anteil an dieser guten Jugendarbeit hat unser heutige Vorsitzende Wolfgang Jacobs.
das nicht nur eine Handvoll guter Boßler das Vereinsbild prägen, zeigt dass 1990 erstmals nach 30 Niederlagen ein Feldkampf gegen den Tönninger Boßelverein gewonnen wurde.
Unter der Rubrik Feldkämfpe, muss auch noch die schmerzlichr Niederlage gegen Katharinenheerd erwähnt werden, wo unsere Boßler mit einer Packung von 9 Schott die Heimreise antreten mussten. Aber für Wiedergitmachung wurde bereits gesorgt.
In guter Erinnerung bleibt auch der Feldkamf aus purer Übermut gegen Witzwort 1970, der mit 2 Schott gewonnen wurde und in der Geschichte als Feldkampf der vielen Bohlepötte seinen Platz findet, ebenso auch der Feldkampf in den 50er Jahren gegen einen Teil des Tatinger Boßelvereins. Hier übernahm Boßelbruder Boy Peters die Aufgabe, die Kotzenbüller Boßler mit den Viehtransporter zum Boßelgelände zufahren.
Seit 1933 boßeln die Kotzenbüller zusammen mit Kating und Katharinenheerd im K-Bund. Auch dieses Bündnis stellt sich als große und erfolgreiche Vereinigung dar welches über die letzten15 Jahre wohl als stärkster Eiderstedter Verein anzusehen ist.
Aber die vielen erfolge wären nicht möglich, wenn nicht über die vielen Jahre immer unermüdliche und gewissenhafte Boßler im Vorstand für den rechten Weg sorgten.
Als unermüdlich ist hier Jacob Berens anzusehen, der von 1920 bis 1970 im ständigen Wechsel Vorstandsarbeiten übernohmen hat, die er bis zuletzt als Schriftführer ausgeführt hat.
Sowie Hanne Nicolaysen, der von 1960 bis zum heutigen tag, das Amt als Kassierer inne hat und auch bis heute noch nicht amtsmüde geworden ist.
Die gute Vereinsarbeit wurde wohl auch zum Amlass genommen, dass innerhalb von 7 Jahren, 3 Vorsitzende, Hans Wolff sen., Jürgen Gebert und Hans Wolff jun.. ihre leitende Funktionen im Boßelverein Kotzenbüll aufgeben mussten um umgestört die Aufgaben im Vorstand der Eiderstedter Boßler, sowie auch im K-Bund zu übernehmen.
Hundert Jahre hat dieser Verein einen Großteil vom Dorfleben geprägt, hat immer wieder Leute gefunden, die Tradition und Verandwortung gewissenhaft bis zum heutigen Tag übernommen haben.
Wenn auch mitunterder Eindruck erscheint, wir Kotzenbüller seien etwas zu ergeizig, eigenwillig und nicht leicht zu überzeugen, so sollen wir dieses eher als positive Eigenschaft für unseren Verein ansehen.
Wie trefflich ist da doch die Aussage von unserem 4-fachen Unterverbandsnmeister Stefan Flor aus St. Peter-Ording, der mehrfach behauptet hat, Kotzenbüll sei wie das kleine gallische Dorf in den berühmten Asterixheften, klein, unbeugsam und auch etwas zänkerisch veranlagt, aber nie klein zukriegen.
Doch trotzdem immer noch freundlich und zur Erhaltung des alten Boßelspiels immer bereit.
Nimmt man dann noch die Auszeichnung von unserem Ehrenvorsitzenden Hans Green hinzu, der anlässlich der Einweihung des Gemeindehauses, mit ebenso einen gallischen Hahn, auf eben diese Eigenschaft hin gewiesen wurde, zeigt es, dass dieser Eindruck den man von uns nimmt, nicht ganz abwegig ist.
Aber diese Eigenschaften, die sich bis heute aufgebaut haben, werden wohl die richtige Grundlage sein, unseren Boßelverein Kotzenbüll auch durch die nächsten Jahrzehnte sicher zuführen.
Die Chronik vom 100 jährigen Bestehen!